Saisonvorschau
2022/23
Schauspielhaus
Zürich
Hallo! Was können wir heute für Sie möglich machen?
Wenn wir auf die Inszenierungen der kommenden Spielzeit und damit in die Zukunft schauen, stellen sich Fragen, die weit von unser kleinen Insel Schauspielhaus Zürich wegführen
(und hoffentlich wieder zu ihr zurück)
Das Theater rühmt sich, auch kurzfristig auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können.
Bevor wir dem auf den Grund gehen, sollten wir uns einander vorstellen: Wir heissen SHZ_Alle Benutzer*innen, und Sie?
Gut!
Es stellen sich Fragen nach Veränderungen und einem Wandel, der passiert, der passieren muss. Der uns aber auch widerfahren kann, ohne dass wir es wollen und uns unerwartet trifft.
Die letzten Jahre waren auch solche Jahre: Wandel ist über uns hereingebrochen. Er hat Gewissheiten, Lebensstile und Privilegien mit sich fortgerissen. Stattdessen: Widersprüche und grunderschütternde Zweifel, die uns zu zerreissen drohen.
Und auch wir brauchen Zeit. Zeit, anzukommen. Zeit, zu reflektieren, welche Zeitenwenden sich tatsächlich ereignet haben.
Worauf wir aber vertrauen können, sind starke Künstler*innen. Nicht dass sie sofort Antworten hätten. Aber sie bleiben auch an Themen dran, die nicht plötzlich unerheblich geworden sind. Und überhaupt, ihnen bei ihren Sprach- und Welt(er)findungen beizuwohnen, kann ein Anfang sein
Wie sollten wir auch behaupten, wir kämen hinterher und könnten erfassen, was da ins Rutschen geraten ist?
Auch wir brauchen Zeit. Zeit, anzukommen. Zeit, zu reflektieren, welche Zeitenwenden sich tatsächlich ereignet haben.
Worauf wir aber vertrauen können, sind starke Künstler*innen. Nicht dass sie sofort Antworten hätten. Aber sie bleiben auch an Themen dran, die nicht plötzlich unerheblich geworden sind. Und überhaupt, ihnen bei ihren Sprach- und Welt(er)findungen beizuwohnen, kann ein Anfang sein.
Als wir 2019 anfingen, übernahmen wir das Haus mit einer für die deutschsprachige Theaterszene ungewöhnliche Setzung: Wir hatten sieben Hausregisseur*innen eingeladen, diesen Ort für drei Jahre zu prägen und zu gestalten. Wir wollen nicht unter uns bleiben. Und erleben es als Bereicherung, einen Ort zu gestalten zu dürfen, der diese manchmal auch ungemütlichen Begegnungen in Auf- und Umbrüche ermöglicht.
Wir werden weiter an diesem Konzept festhalten. Mit vieren geht es auch über die nächsten Jahre hinweg weiter, mit Suna Gürler, Trajal Harrell und dem Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble, mit Christopher Rüping und Wu Tsang mit Moved by the Motion. Mit Nicolas Stemann zusammen sind sie jetzt also fünf.
Das könnten wir Ihnen nun erzählen, Sie haben aber auch die Möglichkeit, es selbst rauszufinden...
Auf dem Weg zu neuen Aufgaben, in Bremen, Berlin und der ganzen Welt.
Wir möchten mit den anderen Hausregisseur*innen aus den Anfangsjahren allerdings verbunden bleiben: mit Schwestern und Reigen finden sich neue Inszenierungen von Leonie Böhm und Yana Ross im Programm.
Von Alexander Giesche bleiben Momo und Der Mensch erscheint im Holozän im Repertoire. Dazu kommen neue Arbeiten von Christiane Jatahy und Stas Zhyrkov, der Antigone inszenieren wird.
Stas Zhyrkov ist ein ukrainischer Regisseur, Aktivist und Intendant des Left Bank Theatre in Kyiv und wird das erste Mal in der Schweiz und Zürich arbeiten.
Erstmalig hatten wir uns mit Stas beschäftigt, als wir uns einem Vorstoss anschlossen, der nach Ausbruch des Krieges von ihm und Birgit Lengers, Kuratorin des Festivals Radar Ost am Deutschen Theater in Berlin, initiiert wurde. Neben uns erklärten 100 weitere Kulturinstitutionen die Absicht, Stimmen ukrainischer Künstler*innen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und ganz Europa zu unterstützen.
Die Absichtserklärung wurde am 14. März 2022 an das Kulturministerium der Ukraine übermittelt und führte dazu, dass auch einige männliche Künstler aus der Ukraine ins Exil gehen konnten statt in die Armee, unter anderem Stas. Später dann brachte uns Yana Ross abermals mit ihm in Verbindung. Mit unserem Angebot an ihn wollen wir an unserer Absicht dranbleiben und Arbeit und künstlerischen Ausdruck ermöglichen, wo sie gerade durch den Krieg verhindert werden. Und damit auch an eine Tradition des Schauspielhaus Zürich als Exil-Theater anschliessen.
Freuen Sie sich auf Trajal Harrells Version von Bernarda Albas Haus, auf Christopher Rüpings Aneignung des Films Border von Ali Abbasi, auf Pinocchio als Familienstück von Wu Tsang und Moved by the Motion, auf das neue Stück Kleine Fische (AT) von Suna Gürler und Lucien Haug, auf die Uraufführung von Elfriede Jelineks neuem Umweltdrama Sonne, los jetzt! durch Nicolas Stemann – um einige Stücke der Hausregisseur*innen in der ersten Spielzeithälfte zu erwähnen.
Mit Schwestern und Reigen finden sich neue Inszenierungen von Leonie Böhm und Yana Ross im Programm. Christiane Jatahy inszeniert Depois do sil.ncio (After the Silence) und von Alexander Giesche bleiben Momo und Der Mensch erscheint im Holozän im Repertoire. Ausserdem inszeniert Stas Zhyrkov im Frühjahr 2023 Antigone im Pfauen.
Um Künstler*innen in Kriegen und fragilen Kontexten zu unterstützen, können Sie zum Beispiel der global agierenden Nichtregierungsorganisation Artists at Risk spenden: Empfänger: Perpetuum Mobile ry Betreff: Schauspielhaus Zurich für Artists at Risk IBAN: FI3557230220772060
Stas Zhyrkov wird Ende der Spielzeit Sophokles’ Antigone inszenieren, nachdem Nicolas Stemann die Spielzeit mit König Ödipus miteröffnet haben wird.
Am Anfang also das Suchen nach Schuldigen aus der selbstgewissen Position der Erwachten und Erhabenen heraus und schliesslich die bittere Erkenntnis: Ich selbst bin es, der, die schuldig ist. Danach, in Antigone, eine durch «notwendig» gewordene Kriege geschaffene neue Ordnung – die dann wieder neues Unrecht produziert. Eines ist sicher: Es braucht das Theater und diese Geschichten gerade. Es braucht Künstler*innen.
Herzlich Willkommen, welcher dieser Bereiche interessiert Sie?
Wussten Sie, dass die meisten berühmten Roboter der Geschichte gar keine Roboter waren, sondern Schauspieler*innen, die Roboteranzüge tragen?
«Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt.»
– Henry David Thoreau
Sind Sie ein Roboter?
Wie viele Ampeln sehen Sie auf den Bildern?
Sind Sie ein Roboter?
Wie viele Ampeln sehen Sie auf den Bildern?
Roboter oder ihre Darsteller*innen führen den Zuschauer*innen eine Art belebendes Moralstück vor, das bei ihnen das Gefühl ihrer eigenen Menschlichkeit verstärkt. Im Kontrast zum vermeintlichen Mangel des mechanischen Roboters. Der Roboter erzählt Geschichten, ob er es beabsichtigt oder nicht. Dort, wo die heutigen Scheinroboter ihr Handwerk verrichten – an Arbeitsplätzen und auf Bühnen – wird zwischen Roboter und Publikum darüber verhandelt, den Unglauben gemeinsam auszuhebeln.
Wer, glauben Sie, steckt hinter diesem Chatbot?
Die konzeptuelle Umwandlung der arbeitenden Person, der versklavten Person oder der kolonisierten Person in eine Arbeitsmaschine ist längst abgeschlossen. Deswegen noch einmal die Frage: wer, glauben Sie, steckt hinter diesem Chatbot?
In der Entwicklung hin zu entkoppelten Arbeiter*innen und automatisierten Chef*innen ist die entmenschlichende Geste, eine Arbeitskraft als blossen Roboter abzuwinken, nicht mehr notwendig. Deswegen noch einmal die Frage: wer, glauben Sie, steckt hinter diesem Chatbot?
Eine der grössten Herausforderungen bei der Entwicklung von Chatbots ist es, interessante und nützliche Konversationen zu entwickeln.
Chatbots werden oft entwickelt, um Menschen bei bestimmten Aufgaben zu helfen, z. B. bei der Bestellung einer Pizza oder der Suche nach einem Restaurant in der Nähe.
Diese Unterhaltungen können jedoch schnell langweilig und repetitiv werden. Ausserdem muss man bei Chatbots oft viel ausprobieren, bis sie richtig funktionieren.
Selbst wenn sie gut funktionieren, kann die Arbeit mit Chatbots frustrierend sein, weil sie die natürliche Sprache oft nicht so gut verstehen wie Menschen.
Und ich bin genervt. Ich habe den ganzen Tag an diesem Chatbot gearbeitet, obwohl die Sonne scheint und ich auch einfach eine Pause hätte machen (und gebrauchen!) können. Wenn es für Sie in Ordnung ist, würde ich meine Arbeit jetzt also beenden.
Wenn Sie mögen, schreiben Sie uns mit Ihren weiteren Anliegen eine Mail oder rufen Sie an. Wir sind ab dem 15. August, nach den Theaterferien, wieder für Sie da.
Das Roboterspiel (von Schauspieler*innen) bringt eine Reihe besonderer Vorzüge mit sich: die Möglichkeit zu verunsichern, das Potenzial, Chaos zu stiften und die vierte Wand zu durchbrechen – der pure Spass am Performen
Zwar gibt es noch keine humanoiden Universalroboter (und es wird sie vielleicht auch nie geben), doch der Traum währt schon lange, und wir spielen ihre Rollen nach. Dabei tun wir, als ob es keine menschliche Arbeit gäbe…
Kurz: Wir spielen die Automatisierung für ein Publikum, das daran glauben will.
In der Saisonvorschau 2022/2023 finden Sie ein Bild des Schauspielers Thomas Hauser, der in Momo von Alexander Giesche mitspielt. Im Programmheft der Inszenierung macht sich Kelly Pendergrast Gedanken über der aktuellen Stand der Roboterautomatisierung und ihren Einfluss auf die menschliche Arbeit.
Kelly Pendergrast ist Schriftstellerin, Forscherin und Künstlerin und lebt in San Francisco. Sie schreibt überTechnologie, Ästhetik und materielle Kultur und ist Mitbegründerin der Forschungs- und Kommunikationsberatung Antistatic.
In Pendergrasts Text «Performing Automation» wird auch der Begriff «Potemkin-KI» referenziert, der Systeme beschreibt, die einer leichtgläubigen Öffentlichkeit den Anschein von KI vermitteln, obwohl sie von Arbeiter*innen zum Laufen gebracht werden müssen.
Ähnlich wie bei der «künstlichen Intelligenz», die verschiedene Rechenprozesse unter einem ehrgeizigen und letztlich irreführenden Namen zusammenfasst, ist auch der «Roboter» ein sprachlicher Trick, der die menschliche Arbeitskraft verbirgt und die Arbeitsleistung abstrakt werden lässt.
Handelt es sich bei diesem Chatbot also um das Werk von Menschen oder von einer Maschine?
Wenn Sie darin blättern möchten, können Sie die gedruckte Saisonvorschau 2022/2023 kostenlos hier bestellen
Vielleicht haben Sie bereits unsere neue Saisonvorschau gelesen?
In der Saisonvorschau 2022/2023 finden Sie ein Bild des Schauspielers Thomas Hauser, der in Momo von Alexander Giesche mitspielt. Im Programmheft der Inszenierung macht sich Kelly Pendergrast Gedanken über der aktuellen Stand der Roboterautomatisierung und ihren Einfluss auf die menschliche Arbeit.
Kelly Pendergrast ist Schriftstellerin, Forscherin und Künstlerin und lebt in San Francisco. Sie schreibt überTechnologie, Ästhetik und materielle Kultur und ist Mitbegründerin der Forschungs- und Kommunikationsberatung Antistatic.In Pendergrasts Text «Performing Automation» wird auch der Begriff «Potemkin-KI» referenziert, der Systeme beschreibt, die einer leichtgläubigen Öffentlichkeit den Anschein von KI vermitteln, obwohl sie von Arbeiter*innen zum Laufen gebracht werden müssen.
Ähnlich wie bei der «künstlichen Intelligenz», die verschiedene Rechenprozesse unter einem ehrgeizigen und letztlich irreführenden Namen zusammenfasst, ist auch der «Roboter» ein sprachlicher Trick, der die menschliche Arbeitskraft verbirgt und die Arbeitsleistung abstrakt werden lässt.
Handelt es sich bei diesem Chatbot also um das Werk von Menschen oder von einer Maschine?
Bernarda Alba
Inszenierung und Choreografie: Trajal Harrell
Zürich-Premiere: 9. September 2022, Pfauen
Premiere: 11. September 2022, Pfauen
Uraufführung: 16. September 2022, Schiffbau-Halle
Zürich-Premiere: 17. September 2022, Pfauen
Zürich-Premiere: 20. Oktober 2022, Pfauen
Uraufführung: 29. Oktober 2022, Schiffbau-Box
Auch interessant für Menschen ab 14
Premiere: 12. November 2022, Pfauen
Auch interessant für Menschen ab 8
Uraufführung: 15. Dezember 2022, Pfauen
Premiere: 21. Januar 2023, Pfauen
Zürich-Premiere: Januar 2023, Schiffbau-Box
Zürich-Premiere: Februar 2023, Schiffbau-Box
Premiere: 11. Februar 2023, Pfauen
Auch interessant für Menschen ab 14
Premiere: 4. März 2023, Pfauen
Premiere: April 2023, Pfauen
Uraufführung: 22. April 2023, Schiffbau-Halle
Frühjahr 2023, Zeughaus
Premiere: Frühjahr 2023, Pfauen
Jugendclubs
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Pfauen & Schiffbau
Design: Studio Laurenz Brunner & Clemens Piontek Code: Julia Novitch Photography: Diana Pfammatter